Vom russischen Straflager ins Europa-Parlament

Menschen, die ihr Leben geringer achten als die Freiheit und die Rechte anderer Menschen, sind die wahren Führungspersönlichkeiten – auch und gerade in unserer Zeit.

Es ist eine Freude und Inspiration, ein außergewöhnlicher Moment und eine politische Kraftquelle für den Einsatz für Menschenwürde und Freiheitsrechte, dass Oleg Senzow das Europäische Parlament besucht, und dass ich ein paar Worte mit ihm persönlich wechseln durfte.

Dieser Ukrainer war von einer russischen Instanz zu 20 Jahren Straflager (!) verurteilt worden, er war heute vor 79 Tagen noch in Gefangenschaft, bis er im Zuge eines Gefangenenaustauschs freigekommen ist.

Oleg Senzow ist ein Gegner der völkerrechtswidrigen Besetzung seines Landes auf Geheiß der russischen Führung. Oleg Senzow hat eingekesselte Menschen mit Lebensmitteln versorgt. Er hat nicht gezögert, das Richtige zu tun und eine breite Weltöffentlichkeit zu involvieren. In der Gefangenschaft ist er in den Hungerstreik getreten.

Oleg Senzow ist Künstler und Weltbürger. Er hatte im Vorjahr auf Antrag der Europäischen Volkspartei den Sacherow-Preis des Europa-Parlaments für den Einsatz für Menschenrechte verliehen bekommen. Er konnte ihn nicht entgegennehmen. Er war in Russland in Gefangenschaft.

Klar ist wie in allen derartigen Fällen: Eine Zukunft mit einem guten Verhältnis zwischen von uns Europäerinnen und Europäern mit den Bürgerinnen und Bürgern Russlands muss und wird möglich sein. Aber mit der derzeitigen russischen Führung muss man nicht einverstanden sein, mit manchem darf man aus moralischen Gründen gar nicht einverstanden sein. Aber reden muss man immer. Auch das gehört zum Wesen der parlamentarischen Diplomatie.

25. November 2019 Blog

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