Einsatz für Freiheit und Harmonie

Heute hat die Tochter von Ilham Tohti namens ihres Vaters im Europa-Parlament den Sacharov-Preis entgegen genommen. Im Vormonat hatten wir uns hier mit dem Preisträger des Vorjahres, Oleg Senzov, ausgetauscht.

Sie hat eine sehr berührende Rede gehalten. Diese findet sich online hier.

Besonders in Erinnerung bleiben mir folgende Punkte:

  • Die Tochter weiß nicht, wo ihr Vater ist. Sie glaubt fest daran, dass er am Leben ist. Sie erinnert sich daran, wie er seine intellektuelle Friedensarbeit – Ilham Tothi macht seine Arbeit gewaltfrei – früher in ihrem Kinderzimmer gemacht hat, wenn sie als Kind nicht alleine in ihrem Zimmer sein wollte. Heute wacht sie nachts – im Exil in den USA – manchmal schweißgebadet auf, aus Angst. Ihre elektronischen Geräte würden öfter gehackt, sagte diese besonders starke Frau.
  • Die Trennung von ihrem Vater erfolgte, als er an der Ausreise gehindert wurde und sie sich entscheiden musste, ob sie bei ihrem Vater, der festgenommen wurde, bleiben wolle, oder in die USA ausreisen würde. Es war ihr Vater selbst, der sie bat, auszureisen, und auch darin bestärkte, nicht zu weinen, damit die Machthaber nicht das Gefühl bekommen, junge Frauen seien schwach.
  • Das Ziel ihres Vaters, das auch die Tochter teilt, ist ein gutes Miteinander von Han-Chinesen und Uiguren, die mehrheitlich Muslime sind, in der entsprechenden Provinz im Westen Chinas. Ihrem Vater sei zu Unrecht Separatismus vorgeworfen worden. Es gehe ihm um ein gutes Auskommen innerhalb Chinas. „Harmonie“, das sei das Ziel.
  • Die Tochter unterstrich auch klar einen der wichtigsten Werte unserer Zivilisation: jenen der Religionsfreiheit. Ob und wie man eine Religion ausübt, das muss dem einzelnen Menschen in Freiheit überlassen werden. (Ich erinnere mich an einen Besuch in China, bei dem ich im Hotel im Frühstücksraum einen Bereich mit der Aufschrift „Western Muslim“ gesehen habe. Dort hat der Respekt für Religionsfreiheit funktioniert. Auch habe ich schon mehrfach katholische Messen in China mitgefeiert, andererseits aber auch von Akten der Marginalisierung und Unterdrückung auch der christlichen Religion in China gehört; die Situation ist jedenfalls unbefriedigend.)

Foto (C): EP

18. Dezember 2019 Blog

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