Schaffen wir es, dass man sich in Westeuropa nicht überheblich gegenüber Osteuropa verhält? Und schaffen wir es, dass man sich in Osteuropa nicht als zweitklassig behandelt fühlt? Die Sache hat selbstverständlich auch Kehrseiten: In Westeuropa ist man wirtschaftlich weiter, die Bürgerinnen und Bürger haben mehr Wohlstand. Aber: Sie hatten auch viel mehr Zeit, ihn aufzubauen! In Osteuropa hat die Befreiung vom Kommunismus und dem sowjetischen Einfluss erst vor drei Jahrzehnten begonnen. Und wir wissen, dass Wohlstand als Grundlage zunächst Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Bildung braucht. Es ist ein herausfordernder Weg, das aufzubauen. Und wie die Bewältigung jeder komplexen Herausforderung kennt dieser Weg auch Seit- und sogar Rückschritte.
Ich sage das deshalb so ausführlich, weil ich spätestens seit meinem Start als Abgeordneter im Europa-Parlament vor bald zwei Jahren den wachsenden Eindruck habe, dass im Miteinander zwischen West und Ost die große Zukunftsherausforderung Europas liegt. Oder besser: Hier ein gutes Miteinander zu schaffen, wird uns Europäerinnen und Europäer vieles einfacher bewältigen lassen. Und Europa wird es insgesamt nicht einfach haben in den kommenden Jahren. Da müssen wir zusammenhalten.
Es freut mich, dass Sebastian Kurz es vor ein paar Tagen auf den Punkt gebracht hat, hier zum Thema Migration: „Wir dürfen Europa in der Migrationsfrage nicht weiter zwischen Ost und West ausspielen und müssen die Spaltung überwinden.“ Quelle: https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5662714/Gegen-Sanktionen_Kurz-lobt-Merkels-Aussagen-zu-Migrationsfragen