„Be a Mensch“: Auszeichnung für Stadt Gerasdorf und drei Gerasdorfer

Die Mensch International Foundation des renommierten US-Schriftstellers Steven Geiger zeichnet Menschen für ihre „besonderen Verdienste in Bereich der erwiesenen Menschlichkeit“ aus.

Nun wurde der Preis erstmals auch an eine Gemeinde verliehen – an die Stadtgemeinde Gerasdorf bei Wien, Lukas Mandls Heimatstadt. Der Grund dafür liegt in dem von Lukas Mandl als Gerasdorfer Vizebürgermeiser und Landtagsabgeordneter im Jahr 2015 initiierten Gedenkprojekt zur Erinnerung an die Lager, in dem 1944 rund 300 jüdische Kinder, Frauen und Männer aus Ungarn zur Zwangsarbeit interniert gewesen waren. Das „Judenlager Gerasdorf“, wie der Ort durch das Wissenschaftsteam bezeichnet wird, wurde auch zum Titel der eigens publizierten Gedenkschrift.

„Das Wissenschaftsteam bestand unter der Leitung von Eleonore Lappin-Eppel von der Akademie der Wissenschaften aus Eva Kovacs vom Vienna Wiesenthal Institute und Stephan Roth vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Es wurde durch die Mitwirkung des Gerasdorfer Lokalhistorikers Othmar Scheider sehr bereichert“, erinnerte sich Lukas Mandl in seiner Rede anlässlich der Verleihung der Awards im Gerasdorfer Rathaus. Es sei wichtig, so Mandl, auch und gerade jungen Menschen die Geschichte umfassend und genau weiterzugeben, damit aus dem „Nie vergessen“ ein dauerhaftes „Nie wieder“ werden könne. „Hier sind wir alle gefordert“, so der Parlamentarier aus Gerasdorf.

Hier finden sich Hintergründe zu dem Gedenkprojekt: https://vizemandl.wordpress.com/2016/06/20/gerasdorfer-gedenken-nachlese-und-mehr/

Der Award wurde an die Stadtgemeinde Gerasdorf sowie an EU-Abgeordneten Lukas Mandl und Bürgermeister Alexander Vojta verliehen; sowie an Anna Seidl, und zwar posthum. Sie hatte im Jahr 1944 dem jungen Buben Istvan Gabor Benedek und dessen Familie geholfen, ihnen wertvolle Nahrungsmittel gegeben und sie mit Winterkleidung ausgestattet. Diese sollte nach der Verlegung der Familie in das KZ Bergen-Belsen noch wertvolle Dienste leisten. Zu betonen ist, dass derartige Hilfe für jüdische Mitmenschen durch den nationalsozialistischen Verbrecherstaat verfolgt und streng bestraft wurde. Dennoch hat Anna Seidl geholfen.

„So sicher wie Anna Seidl den Award verdient, so sicher bin ich, dass ich ihn nicht verdiene. Aber er bedeutet mir viel. Wenn man weiß, was das Wort ‚Mensch‘ in der jiddischen Sprache bedeutet, dann ist das ein großes Wort und kann nur als Auftrag und Ansporn für die Zukunft gesehen werden“, betonte Mandl in seinen Dankesworten bei der Feierstunde.

Istvan Gabor Benedek hat den Holocaust – die Shoa – überlebt. Er ist in Ungarn als Journalist und Schriftsteller tätig. Auch er – der schon zur Enthüllung des Gedenksteins am Bahnhof Gerasdorf 2016 persönlich anwesend war und seine Hand zur Freundschaft ausgestreckt hate und etwa ein Jahr später zum Gerasdorfer Ehrenbürger ernannt worden war – und seine Frau Hajnalka sowie zahlreiche Ehrengäste wohnten der Award-Verleihung teil, unter ihnen der Botschafter Ungarns und die Kulturattachée der US-Botschaft in Wien, der Oberrabbiner Wiens, Jaron Engelmann und der Bürgermeister von Benedeks Heimatdorf sowie mehrere weitere Gerasdorfer Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger. Spitzen der Gerasdorfer Musikschule, Stephan Singer und Franz Hrdlicka, würdigten den Anlass mit zu Herzen gehenden Klängen, unter anderem aus dem Soundtrack des dokumentarischen Films „Schindlers Liste“.

Hier findet sich der Beitrag auf TV21 zum Gedenkakt:

20. Mai 2022 Blog, Presseartikel EU-Außenpolitik, Europa, Europäische Union, Europäisches Parlament, Europaparlament, gegen Antisemitismus, Geopolitik, Haltung und Grundsätze, Österreich, Sicherheit

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