Millstätter Wirtschaftsgespräche 2024: Starker Wirtschaftsstandort muss Leistung fördern und Leistungsbereitschaft einfordern

Was wir bis gestern wussten, reicht nicht für die Herausforderungen von morgen. Impulse zeigen Notwendigkeit für neuen Konsenses über Leistungskultur.

Millstatt (OTS) – Vier Tage lang widmeten sich über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit 35 internationalen und nationalen Referentinnen den Zusammenhängen zwischen Leistungskultur und Standorterfolg u. a. mit Wirtschaftsphilosoph Anders Inset, Siemens-Chefin Patricia Neumann, Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, BM a.D. Finanzprokuratur-Präsident Wolfgang Peschorn und BM a.D. und Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark Beatrix Karl.

In einer Zeit, in der weniger Arbeiten, Work-Life-Balance und Home-Office den Diskurs über Arbeit und Leistung prägen, beschäftigten sich die Millstätter Wirtschaftsgespräche mit offensiven Strategien und Ansätzen für mehr Leistung. Daraufhin betont der Oberbürgermeister von Tübingen Boris Palmer: „Work-Life-Balance ist ein irreführender Begriff“ und plädiert in seiner Keynote am Donnerstag für einen Diskurswandel in Politik und Wirtschaft: „Arbeit gehört zum Leben und kann daher nicht durch Leben ausgeglichen werden. Die Vorstellung, wir könnten alle anstehenden Aufgaben unserer Gesellschaft erledigen, indem wir immer weniger arbeiten, ist weltfremd. Schon mit Grundschulmathematik kann man erkennen, dass Arbeitskräftemangel nicht durch Viertagewoche und Frührente aufzuheben ist.“

Die Millstätter Wirtschaftsgespräche analysieren auch, wie sich technologische und menschliche Leistungen künftig entwickeln. Denn neue Technologien erhöhen vielfach unsere Produktivität – und machen bisherige menschliche Tätigkeiten zum Teil obsolet. Es gilt jedoch „Europa darf nicht zum Konsumkontinent werden“, so Europaabgeordneter Lukas Mandl im Rahmen eines Panels und unterstreicht: „Wir brauchen Innovation und Produktion bei uns. Und es muss immer um menschliche Werte gehen. Denn Künstliche Intelligenz ist die prägende Technologie unseres Jahrhunderts. Aber es ist nicht künstliche Weisheit oder auch nur Klugheit, es ist schon gar nicht künstliche Empathie. Das bleibt beim Menschen und ist wichtig für unsere Zivilisation sowie jede Einzelne und jeden Einzelnen.“

Gefragt, wie Unternehmen künftig die Leistung erhalten, die sie für ihre Aufgaben brauchen, und mit welchen Rahmenbedingungen wir Leistung fördern und fordern, betont Siemens Österreich CEO Patricia Neumann: „Der Schlüssel zum Erfolg in der Digitalisierung liegt nicht nur in der Technologie selbst, sondern vor allem in der Entwicklung einer Kultur, die Innovation und kontinuierliches Lernen fördert. In einer Welt, die sich rasch verändert, müssen Unternehmen agile und anpassungsfähige Teams bilden, um auf neue Herausforderungen reagieren zu können“, so Neumann weiter „Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Fehler als Lernchancen gesehen werden und das Teilen von Wissen gefördert wird. Nur so können wir die Chancen der Digitalisierung voll ausschöpfen und einen nachhaltigen Erfolg sichern.“

Im Gespräch mit Sacher Group CEO Matthias Winkler und BM a.D. und Präsident der Finanzprokuratur Wolfgang Peschorn setzen beide auf das Definieren und Erreichen von Zielen als Anreiz für Leistung – auf persönlicher sowie gesellschaftlicher Ebene. „Die individuelle Leistungsbereitschaft wird wesentlich vom Interesse am Erreichen von Zielen bestimmt. Auch deswegen sollten die Ziele von einer hohen Akzeptanz getragen sein“, fasst Peschorn zusammen. Winkler führt, auch im Kontext des Wertewandels, weiter aus: „Wir brauchen eine neue, daher eine moderne Leistungskultur, angepasst an neue Realitäten. Wesentliche Parameter dafür sind in der Gesellschaft genauso wie in Unternehmen gemeinsame Ziele, ausgewogen zwischen ‚Wir‘ und ‚Ich‘, faire Leistungsbeurteilung und Bezahlung, Arbeit in Teams sowie Transparenz. Führen als Vorbild erachte ich ebenfalls als zentrale Aufgabe.“

„Die unterschiedlichen Impulse zur Zukunft der Leistung haben eines klar gezeigt: Wir brauchen einen neuen Konsens über die notwendige Leistungskultur für unseren Erfolg. Das ist eines der wichtigsten Projekte für Österreich und für Europa. Ohne Leistung gibt es keinen Standort- und keinen Unternehmenserfolg – und auch nicht unser Lebensmodell“, bilanzieren die Initiatoren der Millstätter Wirtschaftsgespräche Prof. Alfons Helmel und Markus Gruber.

Referentinnen und Referenten der intensiv geführten Debatte über die Zukunft der Leistung waren u.a. Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, Siemens-Chefin Patricia Neumann, Talente-Professor Matthias Ehrhardt, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, BM a.D. Finanzprokuratur-Präsident Wolfgang Peschorn, BM a.D. Rektorin Beatrix Karl, der ehemalige Energie AG OÖ Präsident Leo Windtner, WKK-Präsident Jürgen Mandl, IV-Generalsekretär Christoph Neumayer, Sacher-Geschäftsführer Matthias Winkler, BM a.D. Gerhart Baum, SAP-Geschäftsführerin Christina Wilfinger, BRZ-CEO Roland Ledinger, HR-Direktorin der A1 Telekom Austria Eva Zehetner, Johanniter-Bundesgeschäftsführerin Petra Grell-Kunzinger. ÖGB-Präsident a.D. Erich Foglar, Amazing 15-Geschäftsführerin Anna Marton, Arbeits- und Sozialrechtler Wolfgang Mazal, IT-Unternehmer Damian Izdebski und TU-Graz-Rektor Horst Bischof.

22. April 2024 Blog, Presseartikel Bildung und Facharbeit, EU, EU-Außenpolitik, Europa, Europäische Union, Europäisches Parlament, Europaparlament, Gemeinden und Regionen, Geopolitik, Österreich, Sicherheit, Wirtschaft und Arbeitsmarkt

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