Es war ein Fehler, nicht ein eigenes Kommissionsmitglied mit Afrika zu betrauen. Es ist gut, dass die Europäische Kommission Afrika jetzt als dringend und wichtig begreift. Afrika ist in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Was in auf diesem Kontinent geschieht, betrifft uns Europäerinnen und Europäer unmittelbar. Afrika ist sehr vielfältig. Wir müssen genau hinsehen und unterschiedliche Formen der Partnerschaftlichkeit mit den verschiedenen afrikanischen Staaten und Gesellschaften entwickeln und vertiefen. Zwar ist die EU die größte Entwicklungshelferin der Welt – das betrifft besonders Geld, das nach Afrika fließt. Viel wichtiger ist aber die Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung. Dafür braucht es gleichermaßen Bildung und Rechtsstaatlichkeit. Nur wenn es gut ausgebildete Fachkräfte gibt und rechtsstaatliche Strukturen aufrecht sind, fließen Investitionen, werden Arbeitsplätze geschaffen. Das steigende Bevölkerungswachstum in Afrika verlangt viel mehr Chancen, durch Arbeit etwas aufzubauen.
Die Menschen in Afrika auf diesem Weg zu unterstützen, hilft uns selbst. Erstens werden dann weniger Menschen entwurzelt und fühlen sich gezwungen, nach Europa auszuwandern, was aber in vielen Fällen gar nicht möglich ist. Zweitens ist wirtschaftliche Partnerschaft auf Augenhöhe mit fairen Handelsbeziehungen immer im beiderseitigen Interesse. Was ein schwerer Fehler seitens der EU wäre, ist eine Art neuer Kolonialismus durch die Hintertür, durch den Haltungen und Überzeugungen von Menschen in Afrika aus europäischer Perspektive herabgewürdigt werden. Was die EU in Afrika und weltweit verlangen muss, sind die Achtung von Menschenwürde und Freiheitsrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Das sind universale Werte, für die sich die EU als stärkste globale Anwältin engagieren muss.